Katrin Raabe
Webdesign & Fotografie

Canon Prograf Pro-300Schon lange hatte ich die Idee, mir einen richtig tollen Fine-Art-Drucker zu kaufen. Die Entscheidung für den ProGraf Pro-300 bereue ich leider sehr. Ein Erfahrungsbericht.

Eigene Fotoausdrucke sind eine wirklich schöne Sache, da man die volle Kontrolle über den Ausdruck des Bildes hat. Ich liebäugelte daher lange mit dem Kauf eines eigenen Fine-Art-Druckers.

Im Dezember 2020 entschied mich nach langen Recherchen für den Kauf des ProGrafs. Der Drucker verfügt über zehn einzelne Tintenbehälter, zwei Einzüge und kann Fotos bis A3 drucken. Das Gerät kostete 750,- Euro. Ein Set Tinte nochmals knapp 200,-€ dazu. Es war also eine echte Investition.

Dass man mit einem eigenen Drucker kein Geld spart, war mir dabei klar. Mir ging es vielmehr um die maximale Flexiblität beim Ausdruck meiner Fotos und darum, Helligkeit, Kontraste und Farben selbst beurteilen und nachjustieren zu können.

An der Druckqualität gab es auch nichts zu bemängeln: In Kombination mit hochwertigem Papier werden die Ausdrucke wirklich toll und es macht Spaß, Drucke selbst produzieren zu können.

Extrem hoher Tintenverbrauch

Was mich aber von Anfang an irritierte und zunehmend bestürzte war der extrem hohe Tintenverbrauch. Auf der Canonseite findet man die Info, dass die Reichweite der unterschiedlichen Tintenpatronen sehr unterschiedlich ist. Mit einer Patrone Mattschwarz (MBK) kann man angeblich bis zu 270 Fotos in A3 drucken. Mit einer Patrone "Fotoschwarz (PBK) nur ca. 33 Fotos in A3. Im Schnitt käme man auf 101 Fotos in A3. Das hört sich natürlich super an. Ein A3-Foto läge damit bei etwa 2,-€.

In der Realität schaffe ich mit einer Komplettfüllung nicht einmal ein Drittel dieser Menge!

Das Problem scheint eine defekte - oder zumindest sehr merkwürdige - Tintenstandsanzeige zu sein.
Die vermeintlich leeren Patronen sind nicht leer, sondern laut meiner Küchenwaage noch zu 70% gefüllt.
Ich entsorge also regelmäßig große Teile der teuren Tinte.

Bei einer "Reparatur" innerhalb der Garantiezeit wurde dieses Problem nicht erkannt. Stattdessen wurde der Druckkopf getauscht und der Drucker für "repariert" erklärt.

Als ich Anfang des Jahres selbst herausfand, was das Problem ist, bekam ich von Canon die lapidare Antwort:
Zu schade, jetzt sei die Garantie ja gerade abgelaufen.

Kulanz: Fehlanzeige.

Immerhin bekam ich zahlreiche "tolle" Tipps zum Thema Druck, die ich hier einfach mal weitergeben möchte:

  • Ganz oben auf meiner Favoritenliste: Wenn der Tintenbehälter leer ist (Fehler 1698) muss man ihn austauschen. Krass. Wer hätte das gedacht.

  • Mir wurde außerdem mitgeteilt, dass immer Restmengen verbleiben würden. Das sei kein Fehler, sondern  eine "Spezifikation".
    Dass diese "Restmengen" etwa 70% der Füllung ausmachen? Geschenkt. 

  • Die Dame vom Support schrieb mir auch sinngemäß, dass man den Angaben und Werbeversprechen auf der Webseite keinen Glauben schenken dürfe, da die Tintenreichweite im Labor ermittelt würde und in der Realität anders ausfallen könne. Aha.

  • Ich bekam weiterhin den Tipp, am besten ganz viel auf einmal zu drucken und zwischendurch keine Pause zu machen. Anscheinend ist dies das Standardtestverfahren für die Ermittlung der Reichtweite. Dieses Verfahren widerspricht natürlich komplett meiner Anforderung, Drucke zu beurteilen und eventuell neu zu drucken. Davon abgesehen habe ich auch selten Fotos, die ich 10mal hintereinander ausdrucke.

  • Dass man Drucker zwar ausschalten, aber nicht vom Strom nehmen soll, wusste ich bereits. Daran kann es also nicht gelegen haben.

  • Last but not least wurde sehr viel relativiert und am Thema vorbei geschrieben. Mein Vorschlag, eine vermeintlich leere Patrone zu Canon zu schicken, wurde abgelehnt. Dies sei "unnötig", denn es läge ja kein Fehler vor. Thank you very much.


That's it. Zu einem weiteren Entgegenkommen und fachlichen Support ist Canon nicht bereit.

Zurück bleibt Ratlosigkeit und ein Drucker, den ich auf Dauer so nicht betreiben möchte.

Immerhin bekam ich inzwischen  einen Tipp, wie ich - natürlich auf eigene Verantwortung - die Tintenstandsanzeige komplett deaktivieren kann. Ich hoffe, dass das die Lösung ist. Ich werde gerne noch einmal berichten, ob sich der Tintenverbrauch dadurch wirklich reduziert.

Falls irgendjemand weitere Tipps oder Ideen hat: Ich freue mich über jede Hilfe!

Von der Firma Canon bin ich mehr als enttäuscht.

Noch eine kleine Anekdote zum Abschluss:
Ich habe kürzlich mal mit einer EOS R5 von Canon fotografiert und fand sie so toll, dass ich kurzfristig über einen Wechsel nachgedacht habe.
Die Erfahrung mit Canon macht mir die Entscheidung, bei Nikon zu bleiben, irgendwie leichter ...